Besonders im IT-Bereich, im Gesundheitswesen und bei Ingenieuren wird in Deutschland zunehmend über Fachkräftemangel geklagt. Von „Fachkräftemangel“ spricht man, wenn qualifizierte Arbeitsplätze nicht mit dafür geeigneten Mitarbeitern besetzt werden können. Die Bundesagentur für Arbeit schätzt, dass bis zum Jahr 2020 ca. 2,4 Millionen qualifizierte Arbeitnehmer und bis 2030 rund 5,2 Millionen Fachkräfte fehlen werden.
Wer oder was ist dafür verantwortlich?
Ein Kriterium ist der demografische Wandel. Während sich immer mehr Menschen im Rentenalter befinden, sind die Geburten in Deutschland rückläufig. Ob und inwieweit allein dieses Defizit durch eine bestimmte Zuwanderungsrate ausgeglichen werden kann, darüber streiten sich die Experten.
Hinzu kommt, dass viele qualifizierte Fachkräfte auswandern, um in einem anderen Land einen Neuanfang zu wagen.
Für qualifizierte Zuwanderer ist Deutschland als Arbeitsplatz oft einfach nicht attraktiv genug. In einer Umfrage unter 14.000 Auswanderern in insgesamt 61 Länder erreichte Deutschland zwar Platz 12, für diese Platzierung waren aber wohl nicht überwiegend verlockende Jobangebote der Anreiz, sondern es sprachen andere Faktoren für viele Einwanderer dafür, nach Deutschland zu ziehen. Die TOP 3 waren: Das Bildungssystem, die gute medizinische Versorgung und das gute Wirtschaftsklima.
Was ist zu tun?
Eine These, wie dem künftigen Fachkräftemangel schon jetzt entgegen gewirkt werden kann, ist quasi ein Aufruf an die Firmen. Diese sollten sich nicht – wie gewohnt – darauf beschränken, den für sie perfekten Mitarbeiter für die für ihn perfekte Position zu suchen, sondern mehr auf die vorhandenen Potentiale bei Mitarbeitern und Bewerbern schauen. Das Zauberwort dafür ist „Personalentwicklung“, hierzu muss man natürlich genau und individuell beurteilen, vielleicht auch versteckte Eigenschaften und Kenntnisse erforschen.
Die Umsetzung davon hätte auch Auswirkungen auf die Bewerbersituation. Wer bei der Jobsuche zu der erfolgversprechenden Methode der Initiativbewerbung greift, kann schon bei der Bewerbung seine Stärken und Qualifikationen, die nicht unbedingt zum Berufsbild gehören, hervorheben. Denn man bewirbt sich ja nicht um eine konkrete Stelle, die öffentlich ausgeschrieben worden ist, sondern sucht aus eigenem Antrieb bei einem Unternehmen einen Arbeitsplatz. Und wer weiß? Vielleicht gefallen gerade diese Stärken dem jeweiligen Personalchef und er kann die Bewerberin/den Bewerber umgehend oder in naher Zukunft einsetzen.
Auch auf die Ausbildung muss wahrscheinlich in Zukunft von Arbeitgeberseite aus ein höherer Fokus gelegt werden. Denn der Auszubildende von heute kann die Führungskraft von morgen werden.
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