Hat Ihre Mama auch immer gesagt: „Wie heißt das Zauberwort?“, wenn sie ein „bitte“ von Ihnen hören wollte? Und? Hat dann dieses „bitte“ immer den gewünschten Erfolg gehabt? Das hat sicher meistens funktioniert, denn wer kann schon dem dahin gehauchten „bitte“ seines Kindes widerstehen?

Warum in aller Welt verfestigt sich das bei einigen Leuten nicht? Warum ist es so schwierig, die kleinen Worte „bitte“ und „danke“ zu verwenden? Und das lieber einmal zu viel als zu wenig.

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Otto, einer unserer Mitarbeiter in der Fertigung gehört der Gattung „esgehtauchohnebitte“ an.

Letzte Woche kam er  in mein Büro und ich wartete vergeblich auf seinen Gruß. Mit „Dir auch einen schönen guten Morgen!“ wollte ich ihn dezent auf seinen Fauxpas hinweisen. Er sah mich darauf hin wie ein Wesen aus einer anderen Welt an und brabbelte los „Wat soll schön sein?“.
Da hatte wohl jemand schlechte Laune.
Was kann ich für dich tun?“ wollte ich wissen. „Für mir kann keener wat tun. Ick brauch aba neuet Werkzeuch.“

Genau so etwas meine ich. Otto hat zwar das Herz auf dem rechten Fleck, aber seine Zunge nicht unter Kontrolle. Dieser Mensch ist einfach unhöflich, unerzogen und unbelehrbar. An meiner Pinnwand hängt der chinesische Spruch: „Kannst du deinen Feind nicht besiegen, umarme ihn“. Umarmen wollte ich Otto eher nicht, ein wirklicher Feind ist er auch nicht und so setzte ich mein strahlendstes Lächeln auf. „Was genau benötigst du denn?“
„Schreib ma uff“, forderte Otto und diktierte mir seine Wunschliste. Er fügte noch hinzu „Is eilig!“ und war weg. Ich kenne ihn zwar schon lange und schätze ihn als zuverlässigen Mitarbeiter. Allerdings würde ein wenig mehr Verbindlichkeit, Freundlichkeit und Respekt anderen gegenüber nicht schaden. Kopfschüttelnd machte ich mich an die Bestellung.

Heute ist die Ware eingetroffen und ich rufe in der Werkstatt an. „Otto, magst du bitte ins Büro kommen?“ (Das ist eine Redewendung, die meine Tochter gern anwendet. „Magst du bitte……“, da ist es schwer, „nein“ zu sagen und es klingt wirklich nett.)
Otto ist so nicht zu knacken. „Nee, grade nicht!“ mault er ins Telefon und legt auf. Jetzt werde ich richtig wütend, was denkt dieser Mensch sich eigentlich? Ich bin höflich und nett zu ihm, lobe seine Leistung, erteile keine Befehle.  Aber jetzt, genau jetzt reicht es selbst mir und ich mache mich auf den Weg zu ihm.

Otto sitzt im Pausenraum und telefoniert, anscheinend hat er mich nicht bemerkt. „Natürlich, das mache ich doch gerne! Wenn du das möchtest…..ich freu mich doch, wenn du dich freust…“ säuselt er ins Telefon. Ich räuspere mich. „Einen kleinen Moment bitte, ich bin gleich wieder für dich da.“ Es scheint fast, als ob der Gute ein wenig verlegen ist, als er zu mir schaut. Mein breites Grinsen irritiert ihn sichtlich und er will wissen „Was kann ich für dich tun?“ Oh – ganz neue und ungewohnte Töne bei unserem Otto, ich habe ein kleines Deja vu. Aber ich halte meine Rachegelüste zurück, bleibe neutral und erkläre, dass ich ihm nur seine Bestellung bringen will und ihn nicht in der Pause stören möchte.
Otto bedankt sich artig, hat mich Sekunden später schon wieder vergessen und ist am Handy. „So, meine Liebe, nun erzähl mal!“

Nur zu gern wüsste ich, mit wem er telefoniert. Mit seiner Mama? Seiner Freundin? Ich habe eben einen ganz anderen Otto erlebt. Zu gern würde ich auch diesen Otto mal kennen lernen. Und ich überlege, wie sehr doch eine verbindliche und nette Art einen Menschen verändern kann.

Einen schönen Start in die neue Woche wünscht
Heidi Intiativia

 

 

*Foto: ©Robert Kneschke@fotolia.com