Einmal im Jahr ist Ostern und Weihnachten und Silvester. Und für jeden Mitarbeiter bei uns in der Firma der Termin für das Mitarbeitergespräch bei der Personalchefin. Also bei mir.

Meine Aufgabe dabei ist es, den jeweiligen Kollegen und Kolleginnen auf der einen Seite Lob und Anerkennung auszusprechen und ihnen auf der anderen Seite zu zeigen, wo noch Verbesserungspotential besteht. Natürlich dient dieses Gespräch auch dazu, den Mitarbeitern die Gelegenheit zu geben,  Kritik an der richtigen Stelle zu äußern und eigene Wünsche und Ziele zu formulieren.

Ich bereite mich sorgfältig auf diese Termine vor. Studiere die Personalakte, mache Stichpunkte und schaffe eine angenehme Gesprächsatmosphäre. Denn ich erinnere mich nur zu deutlich an die Standpauken eines meiner früheren Chefs. Zwischen Tür und Angel wurde man von ihm dermaßen „zusammengefaltet“, dass man anschließend ernsthaft überlegte, jemals wieder in diese Firma zu kommen.

So etwas sollte es bei mir nie geben, das hatte ich mir schon damals vorgenommen. Heute ist das Jahresgespräch mit Sara, unserer Auszubildenden. Kaffee und Kekse stehen bereit, als sie – wie immer – einige Minuten zu spät zu unserem Termin erscheint. Bevor ich nur Luft geholt habe, ist von ihr zu hören: „Ja, ich weiß – ich muss an meiner Pünktlichkeit arbeiten. Das steht auf meiner Agenda. Ebenso, dass ich ein wenig konzentrierter sein sollte und meinen Tag besser strukturieren müsste.“

Mein Nicken nimmt sie strahlend zur Kenntnis. Ich beginne: „Also Sara……..“ Schon ist sie wieder am Zug. „Sorry, dass ich Sie unterbreche. Ich wollte nur noch ganz kurz sagen, dass auf der Plusseite bei mir aber meine Kreativität und meine kommunikative Kompetenz stehen. Dazu kommt, dass ich meistens gute Laune habe, selten die Geduld verliere und im Team sehr gut klarkomme. Oder bekommen Sie viele Beschwerden über mich?“

Dieses Mal schüttele ich den Kopf. Wieder ist sie schneller als ich und fährt fort. „Sag ich doch! Das kommt aber auch daher, dass ich meine Konflikte mit Kollegen selbst kläre und nicht jedes Mal zum Chef oder zu Ihnen renne. Im Prinzip bin ich ja auch zufrieden mit meiner Ausbildung hier. Obwohl ….. an der Bezahlung könnte man ein wenig schrauben und es dürften auch ein paar Urlaubstage mehr sein!“

Jetzt bin ich gefordert und habe zumindest Erklärungsbedarf.  In diesem Moment steht Sara auf, sieht bedeutungsvoll auf ihre Uhr. „Mensch – so spät schon! Ich muss doch noch zum Chef. Der wird richtig sauer, wenn ich zu spät komme.“ Schnell nimmt sie einen Schluck von dem kalten Kaffee,  stopft sich zwei, drei Kekse in den Mund und verlässt fröhlich trällernd mein Büro.

Während ich den Rest des Gebäcks verspeise, überlege ich, ob der Ablauf dieses Mitarbeitergesprächs eigentlich von mir so geplant gewesen war.

Liebe  Grüße
Ihre Heidi Initiativia

Rhetorik ist lernbar, Ihre Kenntnisse darin können Sie in Vorstellungsgesprächen anwenden. Durch eine Initaitivbewerbung mit IPSER bekommen Sie oftmals mehrere Termine zum Jobinterview.