Meine Mittagspause steht bevor, als ich noch einen kleinen Auftrag bekomme. Kollege Igor hat eine Bitte an mich. Da ich ja wahrscheinlich einkaufen gehen werde (wovon ich noch gar nichts wusste), soll ich einen Kellerschlüssel nachmachen lassen. Das ist gar kein Problem für mich und kurz darauf stehe ich vor dem Tresen des Schlüsseldienstes.

Ich hätte gern diesen Schlüssel!“ Der Mitarbeiter schaut sich skeptisch mein Exemplar an und wirft einen prüfenden Blick auf mich. Ich komme mir so vor, als ob ich etwas Verbotenes tue.
„Muss ich erst einmal nachschauen, ob wir den haben.“ Während er sich durch Unmengen von Rohlingen, die an der Wand hängen, wühlt vergehen ein paar Minuten.
„Haben wir da!“ Ein Lächeln und ein wenig Freundlichkeit könnten ihm nicht schaden, denke ich und bin jetzt noch so dreist, nach dem Preis zu fragen.
„Muss ich nachschauen!“ Oh – das hatten wir schon einmal. Wieder rieselt ein wenig Mittagspause durch meine imaginäre Sanduhr.
„14,90 Euro“ klärt mich der nette Mitarbeiter auf und mir verschlägt es den Atem. Ich wollte doch nicht den Laden kaufen! So ein läppisches Schlüsselchen kann doch nicht solch ein Vermögen kosten.
„Letztes Jahr habe ich diesen Schlüssel schon einmal machen lassen und da hat er bei der Konkurrenz nicht einmal 8 Euro gekostet!“ Ich bedanke mich und schüttele den Kopf.

Anscheinend hängt der junge Mann an mir oder dem lukrativen Auftrag.
„Okay, okay – ich mache ihnen den Schlüssel für 12,90 Euro.“ Er hält immer noch mein Eigentum in der Hand und will sich zur „Schlüsselmachmaschine“ umdrehen. Schnell stoppe ich ihn und erkläre, dass das immer noch deutlich mehr ist, als ich bezahlen will.
Nun bekomme ich einen Vortrag über die Qualität der unterschiedlichen Rohlinge. Die billigen würden nichts taugen und nicht lange halten. Im Gegensatz zu den guten und teuren Teilen, die er anbietet und die ein Leben lang Bestand hätten. Blitzschnell überrechne ich, wie selten der Schlüssel zum Firmenkeller benötigt wird, stelle dazu meine restliche Lebens- bzw. Arbeitszeit in Relation und komme zu einem Entschluss den ich verkünde.

Vielen Dank, aber dann fahre ich lieber ein Stück weiter und gehe woanders hin.“ Verlangend strecke ich die Hand nach meinem  Schlüssel aus.
Er gibt ihn immer noch nicht her. „Also gut, dann mache ich den Schlüssel für 7,90 Euro. Aber nur für Sie! Ein Sonderpreis! Bitte behalten Sie das für sich!“
Nun werde auch ich großzügig und gestatte ihm die Anfertigung. Das nimmt nur einen Bruchteil der Zeit in Anspruch, die ich hier bereits verbracht habe. Ich bekomme den Schlüssel und er kassiert. Zum Abschied betont er „Ein Sonderpreis – nur für Sie! Eigentlich hätte der Schlüssel 24,90 Euro gekostet!“

Ich mag nicht mehr nachfragen, warum sich der Ausgangspreis innerhalb der letzten Viertelstunde um rund zwei Drittel erhöht hat und verlasse den Laden. Viel Zeit habe ich nicht mehr, es reicht nur noch zu einem schnellen Kaffee beim Bäcker nebenan. Auf dem Weg zum Auto komme ich wieder am Schlüsselladen vorbei, die Tür steht offen. Eine alte Dame strahlt, als der Mitarbeiter ihr verkündet:
„Ein Sonderpreis – nur für Sie! Der Schlüssel kostet nur noch 19,90 Euro!“

Eines ist sicher: Ich muss unbedingt weiter üben, wie man erfolgreich verhandelt und werde nachher meinen Chef als Testperson wählen. Um über mein Gehalt zu verhandeln. Aber hier wird die Richtung natürlich nach oben sein!

Liebe Grüße
Heidi Initiativia

Bei der Initiativbewerbung mit IPSER können Sie sich den Job aussuchen. Wie das funktioniert, zeigen wir Ihnen!