Fehltage am Arbeitsplatz aufgrund von psychischen Erkrankungen nehmen seit Jahren unaufhörlich zu.
Bezugnehmend auf den Zeitraum 2000 bis 2013 hat sich die Zahl der Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 70 Prozent erhöht, das zeigen jedenfalls Auswertungen der Techniker Krankenkasse.
Bei der TK wurde anhand der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ihrer Mitglieder ein „Depressionsatlas“ erstellt, der die Diagnosen aus dem Jahr 2013 erfasst. Es zeigt sich, dass rund 4,3 Millionen Fehltage aufgrund depressiver Episoden und chronischer Depressionen entstanden waren.
In Relation zu anderen Erkrankungen hatten zwar „nur“ ca. 1,6 Prozent der Erwerbstätigen und ALG I-Empfänger eine solche Diagnose, die Fehlzeit wegen einer psychischen Erkrankung liegt aber im Durchschnitt bei 64 Tagen im Jahr.
In diesem Depressionsatlas wurden übrigens die Daten auch nach Wohn- bzw. Arbeitsorten und nach Berufen ausgewertet. Der Höchststand an Krankheitstagen pro Person mit 1,7 Tagen gab es in Merzig-Wadern im Saarland, während es in Greiz im Vogtland nur 0,2 Fehltage waren. Nach Bundesländern sortiert findet man in Hamburg die höchste Rate an Fehlzeiten wegen depressiver Erkrankungen, dicht gefolgt von Berlin und Schleswig Holstein. Am wenigsten scheinen die Erwerbspersonen in Baden-Württemberg darunter zu leiden.
Da nicht jeder, der unter einer depressiven Erkrankung leidet, sich arbeitsunfähig meldet, wurde parallel zu den Fehltagen die Zahl der verschriebenen Antidepressiva untersucht. In den Verschreibungen wurde ein Anstieg verzeichnet, der sich aber nicht parallel im Vergleich zu den Statistiken der AU-Bescheinigungen entwickelt hat. (Die genauen Zahlen findet man in dem im Frühsommer erscheinenden Gesundheitsreport der TK.)
Wer im Callcenter, im Wachschutz, in der Kinderbetreuung und -erziehung oder in pflegerischen Berufen arbeitet, hat übrigens das größte Risiko, an einer Depression zu erkranken, das zeigt die Auswertung im „Depressionsatlas“.
Nur 0,3 Prozent der Beschäftigten im Bereich „Hochschullehrer und Forschung“, 0,4 Prozent der Software-Entwickler/innen und Ärzte/Ärztinnen haben nach der Erhebung aufgrund der Diagnose Depression an ihrem Arbeitsplatz gefehlt.
Wie wird eine Depression definiert?
Die WHO bezeichnet eine Depression als eine „weit verbreitete psychische Störung“, die man an „Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühlen und geringem Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen“ erkennen kann. Die Erkrankung kann als einmalige Episode oder wiederkehrend auftreten. Auf das fachärztlich nicht genau definierte „Burn-Out“ fielen nur 0,27 Prozent der Krankschreibungen bei den TK-Versicherten.
Obwohl sich die Depression zu einer Volkskrankheit entwickelt hat, unterliegt diese Diagnose immer noch einer gewissen Stigmatisierung.
Übrigens:
Wer jetzt davon ausgeht, dass Depressionen ausschließlich durch Belastungen am Arbeitsplatz entstehen, der irrt. Denn diese Erkrankung ist besonders unter Arbeitssuchenden weit verbreitet, aber auch viele Personen, die nicht erwerbstätig sind betroffen.
Fühlt man sich am Arbeitsplatz überfordert, sollte man immer das Gespräch und Lösungswege suchen.
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