Meine Bemühungen, einen neuen Job zu finden, gingen also weiter.
Nachdem mein Mann so von der Initiativbewerbung geschwärmt hat, musste ich mich am nächsten Tag natürlich darüber informieren, was genau es damit auf sich hat und was dabei wichtig bzw. anders ist, als bei „normalen“ Bewerbungen. Sicher, mein Mann wollte mir ja erklären, was die Initiativbewerbung genau ist, aber ich will ja nicht ganz doof dastehen und wenigstens etwas mitreden können.
Meist finden wir erst abends Zeit, um über alles Mögliche zu reden. Jedes Elternteil kennt es, so richtig unterhalten kann man sich erst, wenn die lieben Kinder im Land der Träume sind. Und so redeten wir an drei Abenden hintereinander über das Thema Initiativbewerbung. Mein Mann war tatsächlich erstaunt, dass ich so viel darüber wusste. Er erklärte mir aber auch Sachen, die ich bisher noch gar nicht wusste und was ich auch nirgends im Internet nachlesen konnte.
Grob kann man sagen, dass das Wichtigste bei einer solchen Initiativbewerbung im üblichen Stil die gründliche Recherche ist. Ich sollte mir „einfach“ 20 bis 30 Unternehmen raussuchen, die mich interessieren und die für mich gut erreichbar sind. Gesagt, getan. Im Internet fand ich viele Unternehmen in meiner Nähe, die keine Stellen auf ihrer Homepage ausgeschrieben haben – bislang also uninteressant für mich, was eine potenzielle Bewerbung angeht.
Beim Erstellen meiner Bewerbungsunterlagen half mir dann wieder mein Mann – eigentlich mussten wir nicht allzu viel ändern…zumindest nicht an meinem Lebenslauf.
Mein altes Anschreiben sollte ich sofort „in die Tonne kloppen“. Für eine Initiativbewerbung soll das Anschreiben möglichst eine Seite nicht überschreiten und einige Abschnitte, stichpunktartig gehalten werden. Als ich die Einleitung schreiben wollte, kam ich allerdings an meine Grenzen. Bisher habe ich mich in meinem Anschreiben immer zuerst auf die ausgeschriebene Stelle bezogen: „… hiermit bewerbe ich mich auf die von Ihnen ausgeschriebene Stelle XY.“ Tja.. da es keine ausgeschriebene Stelle gibt, kann ich so etwas ja auch nicht schreiben – aber was dann? Es gibt Muster im Internet und so habe ich mir einige gute Einleitungen für ein Anschreiben einer Initiativbewerbung herausgesucht. Zum Beispiel gefiel mir diese Einleitung besonders gut: „… eine Mitarbeiterin, die Organisation, Kommunikation sowie eine strukturierte, zuverlässige und sorgfältige Arbeitsweise zu ihren Stärken zählt – genau das bin ich und noch viel mehr, deshalb möchte ich mich kurz bei Ihnen vorstellen.“
Nun – endlich zufrieden mit meinem Anschreiben – meinte mein Mann, dass ein Qualifikationsprofil bei solch einer initiativen Bewerbung nur von Vorteil sein kann. Das ging ziemlich schnell, denn ich weiß genau, wo meine Stärken liegen und durch dieses gesonderte Profil kommen meine Sprachkenntnisse meiner Meinung nach viel besser zur Geltung als runtergerattert im Lebenslauf.
Um für Pluspunkte zu sorgen, habe ich versucht, für jedes Unternehmen, wo ich mich bewerben möchte, einen Ansprechpartner herauszufinden, um das Anschreiben so ein wenig persönlicher und ansprechender zu gestalten.
Nun der kritischste Teil: Ich ließ meinen Mann über meine (neuen) Bewerbungsunterlagen drüber schauen. Wie gut, dass ich das gemacht habe, denn es hatten sich durch das ganze Hin und Her doch einige Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen – wie peinlich wäre das gewesen, wenn ich in meiner Bewerbung als Sekretärin Rechtschreibfehler gehabt hätte. Also: Lasst immer jemanden eure Bewerbungsunterlagen Korrektur lesen. BEVOR ihr diese verschickt. So könnt ihr euch einige Peinlichkeiten ersparen.
Mein Mann – der Tabellenfanatiker Nummer eins – fertigte für mich eine Exceltabelle mit allen von mir herausgesuchten Unternehmen, deren Ansprechpartnern (falls vorhanden), die zugehörigen E-Mailadressen und eine Spalte mit „Ab- oder Zusage“ an.
Als ich wieder einmal anfing zu zweifeln, ob das denn alles so die richtige Entscheidung sei und ob ich nicht doch einfach lieber bei meiner Firma bleiben solle, gab mein Mann mir einen verbalen Klaps auf den Hinterkopf. Mit dieser Motivation habe ich mich dann dazu aufraffen können, insgesamt 23 Bewerbungen initiativ zu verschicken.
Da ich noch nicht wirklich überzeugt von der Erfolgsquote dieser Art der Bewerbung war, schlossen mein Mann und ich eine Wette ab: Wenn ich durch diese Methode wirklich einen neuen Job finde, der mir zusagt, muss ich eine Saison lang jedes Fußballspiel von dem Lieblingsverein meines Mannes im Fernsehen schauen. Wenn er die Wette verliert und ich keinen neuen bzw. besseren Job durch diese Aktion finde, wäscht er einen Monat lang unsere komplette Wäsche alleine inklusive Wäsche aufhängen und zusammenlegen.
Ich hoffe, dass ich bis zur nächsten Woche schon etwas Neues berichten kann! Bis dahin und ein schönes Wochenende!