Haben Sie Schwächen?
Irgendwann im Bewerbungsprozess muss sich jeder mit dem Thema Stärken und Schwächen auseinander setzen. Unsere Stärken? Da fällt es uns meistens leicht, einige davon aufzuzählen. Anders ist es mit unseren Schwächen. Nicht mit unseren Schwächen allgemein, sondern mit denen, die ein Arbeitgeber wissen darf. Welche nennt man und wie geht man damit um? Wir wollen mal schauen, wie unterschiedliche Menschen versuchen, diese Hürde zu meistern.
Fangen wir mit Herrn Stark an. Im Vorstellunggespräch will die Personalchefin wissen: „Und Herr Stark? Wir haben jetzt so viel Gutes über Sie erfahren. Welche Schwächen haben Sie denn?“ Unser Bewerber lehnt sich in seinem Stuhl zurück und verschränkt die Arme. „Lassen Sie mich überlegen!“ Es vergehen einige wirkungsvolle Sekunden. Bis Herr Stark zu einem Ergebnis gekommen ist. „Schwächen? Ich wüsste keine. Höchstens, dass ich als Perfektionist von mir und meinen Kollegen zu viel verlange!“ Ein breites Grinsen untermauert seine Aussage.
Ganz anders ist Fräulein Blümchen aufgestellt. „Schwächen? Oh, da habe ich einige. Es ist schwierig für mich, morgens aus dem Bett zu kommen, ich bin mitunter ein wenig vergesslich und ich brauche ab und zu ein wenig Unterstützung dabei, mich zu motivieren….“
Zugegeben, unsere fiktiven Beispiele sind ein wenig übertrieben und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig. Dennoch lässt sich gut erkennen, dass beide Personen sich nichts Gutes getan haben.
„Ich habe keine Schwächen!“ – das macht uns nicht sympathischer, Mr. oder Mrs. Perfect gibt es meistens nur in der Eigenwahrnehmung. Und selbst wenn es ihn/sie gibt – möchten Sie mit ihnen zusammenarbeiten? Unser Fräulein Blümchen übertreibt in der anderen Richtung. Sie erzählt gnadenlos Dinge, die zwar stimmen mögen, aber für einen Recruiter inakzeptabel sind. Wer möchte schon eine Mitarbeiterin, die ständig zu spät kommt, ihre Aufgaben verplant und dann noch Motivation und Hilfe von den Kollegen oder dem Chef benötigt?
Welche Schwächen haben Sie?
Überlegen Sie selbst und fragen andere Menschen, die Sie gut kennen. Dann notieren Sie diese Eigenschaften und schauen, was man daraus machen kann. Unsere Tipps:
- Sie sollten auf Nachfrage auf keinen Fall eine Schwäche nennen, die den Erfolg Ihrer Tätigkeit infrage stellt. Unser Fräulein Blümchen zum Beispiel ist Buchhalterin. Für diese Position benötigt kein Unternehmen der Welt eine Mitarbeiterin, die verplant ist und ihren Tag nicht strukturieren kann.
- Schwächen zuzugeben wie „Ich esse gern zu viel“ oder „Ich kann meinen Kindern keinen Wunsch abschlagen“, das mag zwar ehrlich sein, interessiert bei der Bewerberauswahl aber nicht.
- Machen Sie aus Ihren Schwächen etwas Positives. An allem kann man arbeiten, wenn man will. Genau das ist, was ein Arbeitgeber sehen und hören will und was Sie für sich selbst tun sollten. Unternehmen wollen keine perfekten Mitarbeiter (weil es die nicht gibt J, sondern Menschen, die zu sich stehen und wissen, was sie an welcher Stelle verbessern könnten.
Wie kann das aussehen? Ein Unternehmen möchte MitarbeiterInnen mit sehr guten Englischkenntnissen und genau die sind bei Ihnen höchsten akzeptabel? Daran kann man arbeiten und zum Beispiel Intensiv-Sprachkurse besuchen. Das sollten Sie beim Gespräch vermitteln. Sie wissen um Ihre Schwäche, aber Sie haben eine Lösung dafür.
Mitunter kann es auch vorkommen, dass die Frage nach den Schwächen der BewerberInnen anders verpackt wird. Wie zum Beispiel: „Welche Stärken, die Sie nicht haben, mögen Sie an Ihren Vorgesetzten?“ oder „Was würden Kollegen von Ihnen sagen? Welche Eigenschaften mögen Sie an Ihnen und welche nicht?“
Eine Schwäche für Ihr Vorstellungsgespräch dürfen Sie sich auf keinen Fall erlauben: Sich nicht ausreichend darauf vorzubereiten!