Sie haben es geschafft, pünktlich beim Vorstellungsgespräch zu erscheinen, haben die ersten Hürden Ihrer Meinung nach gut bewältigt und dann kommt sie – die gefürchtete Frage aller Stellenbewerber: „Welche Schwächen haben Sie?“ In Ihrer Bewerbung zu diesem Job haben Sie im Lebenslauf Ihre beruflichen Stationen geschildert und im Bewerbungsschreiben Ihrer Motivation Ausdruck verliehen. Ihre Stärken haben Sie präsentiert, aber wie formuliert man die Antwort auf die Frage nach den Schwächen?

Greifen Sie jetzt zum Wasserglas, trinken einen sehr langen Schluck und überlegen verzweifelt, was Sie antworten sollen? Dann haben Sie sich nicht ausreichend auf das Jobinterview vorbereitet. Diese Frage ist berühmt-berüchtigt und die möglichen Antworten sollten schon im Vorfeld von Ihnen vorbereitet worden sein. Das bedeutet aber nicht, dass Sie irgendwelche Antworten auswendig lernen sollen. Setzen Sie sich mit dem Thema auseinander und überlegen.

Was sind Ihre größten Schwächen?

Diese Frage ist ein Klassiker, wird aber immer wieder gern gestellt. Was antwortet man darauf? Oft wird geraten, dass man Schwächen wählen sollte, die man auch ins Gegenteil verkehren kann, die also sogar als Stärke gewertet werden können. Denken Sie also darüber nach, welche Schwächen Sie derzeit haben und welche Schwächen Sie bereits überwunden haben und halten das Ganze schriftlich fest. Was man schwarz auf weiß hat, lässt einen objektiveren Blickwinkel zu, als wenn man sich nur gedanklich mit einem Problem auseinander setzt.

Wussten Sie schon, dass viele Menschen in den Bewerbungsunterlagen Stärken nennen, die sie gar nicht haben und im Bewerbungsgespräch das Gleiche mit Schwächen tun? Beides ist nicht sinnvoll. Fehlende Stärken erkennt man spätestens im Arbeitsalltag und warum sollte man sich Schwächen ausdenken, die man gar nicht hat?

Kommen wir zurück zu Ihren Schwächen und was man auf die Frage danach antworten sollte. Man kann zum Beispiel eine Schwäche benennen und dann hinzufügen, wie man damit erfolgreich umgeht.

Schwäche: „ Manchmal fürchte ich, bei vielen Aufgaben den Überblick zu verlieren“
Lösung: „Dann erstelle ich eine Checkliste nach Prioritäten, die ich gewissenhaft abarbeite.“

So gesteht man eine Schwäche ein und liefert sofort die Strategie, wie man damit umgeht. Nicht nur das – man zeigt gleichzeitig, dass man reflektiert ist und an sich arbeitet.

Andere Formulierungen

Die direkte Frage nach Schwächen und Stärken kann vom Personaler anders formuliert werden. Einige Beispiele:

„Welche Eigenschaften schätzen Kollegen an Ihnen?“ – „Welche Eigenschaften mögen Ihre Kollegen nicht an Ihnen?“
oder
„Welche Tipps würden Sie Kollegen geben, die ihr Arbeitspensum nicht schaffen?“ und danach: „Was machen Sie, wenn Sie Ihre Arbeit nicht schaffen?

„Gibt es Dinge bei Kollegen, die Sie nerven? Welche sind das?
„Was schätzen Sie an Ihrem Chef am meisten? Und was mögen Sie nicht?“

Aus Ihren Antworten lässt sich ablesen, wie Sie ticken und was Ihre Eigenarten sind. So offenbaren Sie Stärken und Schwächen, ohne dass Sie es vielleicht selbst bemerken.

Neben vielen anderen Formulierungen gibt es noch die Möglichkeit, den Bewerber/die Bewerberin nach einer Selbstbewertung zu fragen. „Welche Note auf einer Skala von 1 – 10 würden Sie sich für Ihren Umgang mit Kollegen geben?“ Hier kann angesetzt werden, warum man sich so gut oder so schlecht oder auch nur als Mittelmaß bewertet.

Übrigens: Besserwisser, Alleskönner und Menschen ohne Empathie haben schlechte Karten bei den meisten Jobs, denn die Softskills haben einen hohen Stellenwert. Und denken Sie daran: Jeder Mensch hat Schwächen, auch der Chef und der Recruiter. So sieht man das Vorstellungsgespräch vielleicht etwas entspannter.