Pausen sind bekanntlich gesetzlich geregelt. Wenn ich zwischen 6 und 9 Stunden arbeite, steht mir mindestens eine Pause von 30 Minuten zu, die allerdings auch geteilt werden kann.
Der Arbeitgeber kann natürlich längere Pausen gewähren, was unserer Auszubildenden Sara sehr recht wäre. Mindestens zwei Stunden Mittagspause, das wäre ihr Traum. Sie meint, so könnte man wenigstens in der Zeit shoppen gehen. Oder sich in Ruhe Fastfood genehmigen. („Fastfood in Ruhe“, das ist irgendwie ein wenig gegensätzlich, oder?)
Als ich sie dezent darauf hinweise, dass sich in diesem Fall ihr Feierabend auch dementsprechend nach hinten verschieben würde, ist sie nicht begeistert. „Wie jetzt? Dann hätte ich erst um 17.30 Feierabend und nicht mehr um 16 Uhr?“ Sie gibt irgendetwas von „unternehmerischem Profitdenken“ von sich und geht wieder an ihre Arbeit.

Die Stimmung im Büro ist danach ein wenig angespannt, Sara könnte mit ihren bösen Blicken sicher den Monitor zu einem Kurzschluss bringen. Ich bin genervt und reagiere etwas gereizt, als der Chef ins Büro kommt und verkündet: „Meine Lieben, ich habe eine neue Aufgabe für Euch!“ Dahinter verbirgt sich meist eine kreative Idee, die von uns umgesetzt werden soll. „Frau Initiativia, Sie als Personalchefin kennen doch unsere Mitarbeiter am besten, nicht wahr?“ Ohje, ich habe es geahnt….. ganz zögernd und ausweichend antworte ich: „Das kommt darauf an, was Sie meinen. Eigentlich habe ich aber gerade so viel um die Ohren, dass ich für ein neues Projekt Überstunden machen müsste.“

Der Chef grinst ganz breit. Sämtliche Alarmsirenen schrillen bei mir, ich verschränke die Arme und schaue ihn möglichst ernst an. „Frau Initiativia!“ Es wird immer schlimmer – möchte ich wissen, was jetzt kommt?! Mein Blick wird noch etwas abweisender, wer weiß, was er in petto hat. Er spricht weiter: „In einer Stunde beginnt die Mittagspause, das stimmt doch, oder?“
Ja bitte, was soll das denn jetzt? Er hat doch selbst die Zeiten für die Pausen festgelegt. Ein böser Gedanke beschleicht mich. Er will sicher, dass ich die Pause durcharbeite oder dass ich in der Zeit einen Außentermin wahrnehme. Nöö, lieber Chef. Ganz sicher nicht.
Mein Ausredenmodus läuft auf Hochtouren. „Die Pause….ja die Mittagspause….heute…“ Meine Güte, ich bin doch sonst so redegewandt. „Ja Chef, stimmt, wir haben bald Mittagspause. Das wird übrigens richtig knapp heute bei mir, denn ich will schnell zum Zahnarzt. Hoffentlich komme ich pünktlich dran. Vielleicht komme ich ein wenig später ins Büro. Das arbeite ich natürlich nach!“
Interessiert hatte mein Chef gelauscht und will gerade etwas sagen, als ich Sara´s flehentlichen Blick auffange. So rede ich weiter: „Ach ja, und Sara muss unbedingt mitkommen. Vielleicht bin ich nach dem Termin nicht fahrtüchtig und da wäre sie so lieb, den Chauffeur zu spielen.“ Sara nickt zustimmend.

Jetzt ist der Chef ganz mitfühlend. „Oh, das tut mir aber leid. Ein Zahnarztbesuch ist oft etwas sehr unangenehmes. Zumal man meistens danach nichts essen kann. Da muss ich dann eben den Pizzaservice allein anrufen – ich möchte nämlich heute in der Mittagspause etwas zu Essen für alle spendieren, weil alle so fleißig waren! Schade, dass Sie nicht dabei sein können.“

Sprachlos bleiben Sara und ich zurück. Dumm gelaufen, denke ich und tröste unsere Azubine. „Weißt du was? Wir fahren in der Mittagspause zum Burgerladen!“

Liebe Grüße von
Heidi Initiativia